Die Geographinnen und Geographen der Basler Schule und die Mitgliedern der Geographisch-Ethnologischen Gesellschaft freuen sich, Werner Gallusser, dem Lehrstuhlinhaber für Humangeographie zwischen 1974 und 1994 und Ehrenmitglied der GEG, zu seinem 85. Geburtstag zu gratulieren.
Mit Werner Gallusser verbindet sich für uns alle eine farbige Palette von Erinnerungen. Seine Ausbildung legte der Jubilar schon als junger Student an der Universität Basel sehr breit an. Aufgrund seiner ausgezeichneten Dissertation konnte er als Post-Doc-Stipendiat bei hervorragenden Dozenten vor allem der Physiogeographie ein Semester an der Universität Bonn studieren. Auf ausgedehnten privaten Exkursionen erkannte er, in welch hohem Mass der Mensch den Lebensraum prägt. So erforschte er in der Folge schwergewichtig die Auswirkung menschlichen Handelns auf den Raum. Entsprechend legte er in seiner humangeographischen Habilitationsschrift zur „Struktur und Entwicklung ländlicher Räume in der Nordwestschweiz zwischen 1955 und 1968“ gewachsenene, vor allem aber aktuelle mensch- und sozialbedingte Strukturen frei.
In der Folge wurde Werner Gallusser 1972 als Geograph an die HSG St. Gallen berufen. 1974 folgte der Ruf als Ordinarius für Humangeographie an die Universität Basel. Mit der Einrichtung dieser Professur wurde auch jene für Physiogeographie eingerichtet und von Prof. Hartmut Leser geleitet. Die gute Kollegialität trug ihre Früchte in wachsenden Studierendenzahlen.
Die Fragestellung einer analysierenden aktuellen Humangeographie sprach viele Studierende, Doktorierende und Habilitierende an. Seine Arbeiten sowie jene seiner Schülerinnen und Schüler belegen an thematisch unterschiedlichen Beispielen und verschiedenen Regionen in der Schweiz, Europa und Übersee die Auswirkung offener und verdeckter Einflüsse des Menschen auf die Gestaltung des Lebensraums. - Mitwirkung an dem von Prof. H. Annaheim und Mitarbeitern erstellten Regio-Strukturatlas in den 1960er Jahren hatte den Blick für die Analyse räumlicher Strukturen geschärft - das Initiieren und Leiten des Gross-Projekts „Kulturlandschaftswandel in der Schweiz zwischen 1970 und 1983“ der „Schweizerischen Geographischen Kommission“ (der Vorläufer der ASG) belegt Werner Gallussers Sensibilität für schleichende Veränderungen des Lebensraums der Menschen, lange bevor seit den 1980er Jahren der Begriff Umweltwandel ins Bewusstsein der Allgemeinheit rückte.
Hinter all diesen Fragestellungen steht ein humanistisches Menschenbild, geformt durch das Denken und Wirken Albert Schweitzers. Die Verantwortung gegenüber den Mitmenschen und deren Förderung prägt Werner Gallussers Handeln auf vielfältigste Weise. So setzte er sich auf verschiedenen Ebenen praktisch ein: als Sozialdemokrat, als Bürgergemeindepräsident, im Kampf zur Erhaltung von Grünzonen, als Initiant des Volksgruppen verbindenden „Mammut“-Umzugs bzw. als Publizist von Geschichten über sein geliebtes Gundeldingerquartier. Dies alles drückt aus, dass bei Werner Gallusser Wort und Tat zusammengehören. Hierzu zählt auch die Einrichtung einer grosszügigen Stiftung zusammen mit Ruth Hausammann zugunsten humangeographischer Publikationen oder – nach der Emeritierung – die Organisation einer Ringvorlesung zum Thema „Manifest für unsere Erde“ mit dem Aufruf zu verantwortungsvollem, grenzüberschreitendem Denken und Handeln im Grossen und Kleinen.
Werner Gallusser hat in einer Zeit grossen gesellschaftlichen Umbruchs die Schwachpunkte überbordender Entwicklungen mit feinem Spürsinn erkannt, benannt und den Studierenden sowie der Öffentlichkeit aktiv vermittelt. Dies verlangte vollen Einsatz und auch manche Entbehrung für seine Familie.
So gratulieren die Geographisch–Ethnologische Gesellschaft Basel, die Kolleginnen und Kollegen, die ehemaligen Mitarbeitenden sowie seine Schülerinnen und Schüler Werner Gallusser zu seinem 85. Geburtstag sehr herzlich. Wir danken für die vielen gemeinsamen Erlebnisse und wünschen Werner, seiner Frau Liliane und seiner Familie für die Zukunft von Herzen Gesundheit, Wohlergehen und vom Guten das Beste!
Dieter Opferkuch