Grund- und Trinkwassernutzung in der Region im Spannungsfeld von Wirtschaftlichkeit, Qualitätsansprüchen und Ökologie Donnerstag, 16. Oktober 2008

Grund- und Trinkwassernutzung in der Region im Spannungsfeld von Wirtschaftlichkeit, Qualitätsansprüchen und Ökologie

Prof. Dr. Peter Huggenberger

Geologisches Institut der Universität Basel

Wasserqualität in der Region Basel ist im Zusammenhang mit den verschiedenen Deponien zu einem Dauerthema in der Tagespresse geworden. Der Nachweis von chemischen Stoffen, deren Verhalten in der Umwelt noch weitgehend unbekannt ist, verunsichert. Viele landläufige Meinungen über die Qualität unseres Trinkwassers werden heute in Frage gestellt.

Aus der Analyse der komplexen hydrogeologischen Zusammenhänge ergeben sich konkrete Anforderungen an eine nachhaltige Nutzung der Grundwasservorkommen. Diese umfassen nicht nur die auf die Trinkwassernutzung ausgerichteten Vorgaben der Gesellschaft, sondern auch die Naturgefahren oder ökologische und umweltrelevante Ziele sowie die hydrologische Integrität.

Ein nachhaltiges, integriertes Wassermanagement wird in Zukunft sowohl auf lokaler und regionaler als auch auf überregionaler Ebene eine wesentliche Rolle spielen. Damit wird ausgedrückt, dass dringliche Probleme des Gewässerschutzes nur mit einer integrierten Perspektive erfolgreich gelöst werden können, welche Umweltfragestellungen, gesellschaftliche und technische Faktoren und ihre gegenseitigen Abhängigkeiten berücksichtigt.

Während Grundwasser eine der wichtigsten Ressourcen für die Industrie, Landwirtschaft und die Produktion von Trinkwasser darstellt, verfolgt der Hochwasserschutz das Ziel, auf Einzugsgebietsebene die katastrophalen Auswirkungen von Hochwässern zu mildern. Dies geschieht vermehrt wieder dadurch, dass der Raumbedarf angesprochen wird und die natürlichen Funktionen von Fliessgewässern mindestens teilweise wieder etabliert werden. Gleichzeitig wurde erkannt, dass das Grundwasser in den Flusstälern der Schweiz im Wesentlichen durch natürliche Flussinfiltration erneuert wird. Die Wechselwirkungen zwischen ober- und unterirdischen Gewässern unterliegen einer permanenten Dynamik bezüglich Wassermengen, Wasserqualität und Strömungsverhalten. Flussnahes Grundwasser hat deshalb keine einheitliche und gleich bleibende physikalische, chemische und biologische Charakteristik. Insbesondere kann die Zusammensetzung des Grundwassers je nach Tiefe und Abstand zum Fliessgewässer sowie im zeitlichen Verlauf stark variieren. Flussnahes Grundwasser ist zudem durch Stossbelastungen von Wasserinhaltsstoffen in Fliessgewässer gefährdet.

Häufig steht auch die Wassernutzung für Trinkwasserzwecke in Konkurrenz zu anderen Nutzungen. So schränken etwa das Wachstum urbaner Regionen in den Flussebenen und die nachlassende Qualität von vielen Fliessgewässern Gebiete, die für Trinkwassernutzung geeignet sind, ein.

Eine wesentliche Grundlage bei der Entscheidungsfindung bilden die Kenntnisse über das Zustandekommen der Grundwasserqualität bei unterschiedlichen hydrologischen Bedingungen. Damit lassen sich beispielsweise auch die Auswirkungen von Belastungsschwankungen in Fliessgewässern auf das Grundwasser ermitteln. Durch Szenarienbildung lassen sich mögliche Auswirkungen von unterschiedlichen Eingriffen, Störungen und Belastungssituationen auf das Grundwasser und dessen Nutzung erfassen und entsprechende Gefahren-, Risiko- und Wirtschaftlichkeitsbeurteilungen durchführen.


GEOGRAPHISCH- ETHNOLOGISCHE GESELLSCHAFT BASEL - gegbasel.ch