Prof. Dr. Frank Sirocko
Institut für Geowissenschaften, Universität Mainz
Die Klimaentwicklung in Mitteleuropa wird für die gesamten letzten 50’000 Jahre aus den Sedimenten der Maare der Eifel rekonstruiert. Die Vegetationsentwicklung über diesen Zeitraum vom Beginn der letzten Eiszeit bis heute zeigt sich in den Sedimenten durch Pollen und pflanzliche Reste. Die frühen
Menschen waren mit ihren Jagdtechniken insbesondere von der Vegetationsbedeckung abhängig, denn diese bestimmt das Jagdwild. Treibende Kraft der Klimaentwicklung in jener Zeit war der Wärmetransport vom Atlantischen Golfstrom und die Nähe der kontinentalen Inlandgletscher.
Seit etwa 5600 Jahren vor heute finden sich in den Sedimenten Getreidepollen, d.h. der Ackerbau beginnt in der Region. Die Besiedlung wird in der Bronzezeit dichter, aber einzelne Extremwetterereignisse, z.B. nach grossen Vulkanausbrüchen oder zu Zeiten schwacher Sonnenaktivität, stellen echte Bedrohungen für die bäuerlichen Kulturen dar.
Das 20. Jahrhundert war im Vergleich zu allen diesen natürlichen Klimaextremen und Wetterereignissen sehr gemässigt und ausgeglichen. Mit der Wende zum 21. Jahrhundert zeichnet sich dann aber wieder eine Häufung von Extremereignissen ab, allerdings ganz anderer Natur als in den Jahrhunderten davor, als vor allem Kälteeinbrüche eine Bedrohung darstellten. Die extrem heissen Sommer und Hochwasser der letzten Jahre sind so in der Vergangenheit nicht zu beobachten und weisen tatsächlich auf einen neuen Faktor im Klimasystem der Erde.
Was lernen wir nun aus der Vergangenheit? Die Ursachen der Klimaanomalien damals waren andere als heute, die Auswirkungen auf die Menschen aber sind sehr viel direkter. Klima und Wetter waren eine echte Bedrohung - und werden es auch im 21. Jahrhundert sein.