Donnerstag, 17. September 2015 - 18:15 Uhr

Zehn Prozent Wachstum über zehn Jahre: Was ändert sich damit in Äthiopien?

Zehn Prozent Wachstum über zehn Jahre: Was ändert sich damit in Äthiopien?

Prof. Dr. Dr. h.c. Hans Hurni

Universität Bern

Äthiopien ist uns aus den Hungermeldungen der 1980er Jahre in bleibender Erinnerung, als Hunderttausende starben und rund 10 Millionen Menschen mit internationaler Hilfe über ein Jahr lang ernährt werden mussten. Schnell waren eine massive Dürreperiode, Entwaldung und Bodenerosion, die geringe landwirtschaftliche Produktion und eine sozialistische Militärdiktatur als Ursachen der Hungersnot ausgemacht. In der Zwischenzeit sind solche Meldungen fast ausgeblieben, und man muss sich fragen, wieso sich die Situation geändert hat, oder ob wir wiederum mit schlechten Nachrichten rechnen müssen.

Seit der Jahrtausendwende hat Äthiopien ein Wachstum von rund zehn Prozent pro Jahr verzeichnet. Wie wirkt sich dies auf das Land, seine Infrastruktur, seine Entwicklung aus? Was hat sich mit diesem Wachstum für die ländliche Bevölkerung geändert? Geht es den armen Schichten besser als vor rund 30 Jahren?

Ein Team von Ökonomen, Geographen und Agronomen hat vor Kurzem ein ➚ Buch zur Ökonomie von Landdegradation in Äthiopien veröffentlicht, welches hier unter anderem vorgestellt wird. Das Buch geht der Frage nach, wieviel Land in Äthiopien effektiv kultiviert wird, welches die Erträge aus der Landwirtschaft sind, wie sich die Landwirtschaft in den nächsten 30 Jahren entwickeln könnte, was der Beitrag von nachhaltiger Landnutzung zur Verbesserung der Versorgungssituation sein kann und was für Kosten und Nutzen diese Massnahmen haben werden. Die Resultate sind vielversprechend und zeigen, dass Entwicklung auch aus einem tiefen Entwicklungsstand heraus durchaus positiv gestaltet werden kann, wenn bäuerliche Familien gemeinsam mit den Behörden und Vereinen ihre Zukunft in die Hand nehmen.


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